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Die Bewirtschaftung

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Bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts konnte von einer Bewirtschaftung der Stadtforst in der Form, wie wir sie heute kennen nicht die Rede sein.Es bestand der "freie Holzhieb".

Bürger und Bergleute hatten das Recht auf Einschlag von Nutz- und Brennholz und machten hiervon weitgehenden Gebrauch. An eine Wiederaufforstung wurde nicht gedacht.

Man überließ es bei ausgedehntem Weidegang lediglich der Natur, für Nachwuchszu sorgen. Schon im 17. Jahrhundert hat diese Form der Nutzung ein zunehmendes Vordringen der Fichte auf Kosten der zusammengesetzten Laubholzmischbestände mit Buchen, Eichen, Birken usw. zur Folge gehabt. Im 18. Jahrhundert vergrößern sich die Kahlflächen mehr und mehr.


Der Austrieb des Weideviehes erschwert die Naturverjüngung, auch der Fichte. Die Ernte des begehrten Hartholzes schwächte schnell den Laubholzanteil der Bestände, der um 1700 noch etwa 30 % der Holzartenmischung betrug. Besonders verheerend schien sich die Nutzholzentnahme zum Wiederaufbau der Stadt ausgewirkt zu haben, nach dem ein großer Brand 1728 Teile Goslars zerstörte. So befand sich zu Anfang des 19. Jahrhunderts der Stadtwald in einem sehr verheerenden Zustand, an dessen Folgen auch das gesamte 19. Jahrhundert noch zu leiden hatte.

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts wurden die Kahlflächen auf 900 ha geschätzt. Im Betriebswerk von 1830 wird der damalige Waldzustand wie folgt beschrieben: "Man überließ den Wiederanbau der abgeblößten Plätze der Natur. Daraus sind aber einesteils große Blößen entstanden, andernteils Bestände hervorgegangen, worin die Stämme teils von verschiedenem Alter sind, teils horstweise sich befinden, teils licht, teils als zu gedrängt stehen, teils von allen diesen Zuständen eine Mischung halten." Als Goslars Stadtforst 1802 unter preußische Oberhoheit kamen, setzte die erste intensive Waldbewirtschaftung ein. Es wurden Wiederaufforstungen in großem Umfang in Angriff genommen und bis etwa 1834 fast zu Ende geführt.

 

Die Umtriebszeit wurde damals teils auf 80 Jahre, teils auf 100 Jahre festgelegt. Ziel der Wirtschaft war die Räumung aller nutzholzuntauglichen Mischbestände und Wiederbegründung- mit reiner Fichte. Es wurden die ersten Versuche mit dem Anbau der europäischen Lärche gemacht. Trotzdem hieß es in einer Forstbeschreibung, dass mehrere Köpfe und Südhänge durch Wind und Sonne "ausgesöhrt" und "mit hoher Heide überzogen" seien. Das Betriebswerk von 1858 sieht eine Umtriebszeit von durchweg 100 Jahren vor, sowie den Schutz der letzten Laubholzreste
und die Erziehung gemischter Laub- und Nadelholzbestände, wo dieses möglich ist, besonders die Buchen-Fichten-Mischung in Stadtnähe. Oberförster Reuß verfolgte dieses Ziel weiter. Im Gebiet des damaligen Stadtforstamtes Goslar blieb die Fichte Hauptholzart. Eine Umwandlung
von Fichtenbeständen in Laubholz hat seit dieser Zeit kaum noch stattgefunden. Lediglich die Aufforstungen am Steinberg, Weinbergstieg, Theresienhöferstieg, Blauen Haufen und die Bestände auf dem Sudmerberg wurden weitgehend zur Verschönerung der Umgebung der Stadt als Mischholzbestände begründet. Auf Oberförster Reuß geht auch die Hiebszugs- und Distriktseinteilung zurück, die den Standortverhältnissen Rechnung trägt und noch bis heute Gültigkeit hat. Diese Einteilungen findet man in der heutigen Forsteinrichtung im Abteilungsnetz wieder.

 

Das städtische Forstwegenetz in seiner großen Ausdehnung und Zweckmäßigkeit ist das Werk von Oberförster Reuß. Es ist beachtlich, dass in damaliger Zeit so umfangreiche Wegebaumaßnahmen durchgeführt wurden, obwohl keine nennenswerten Erträge aus älteren oder hiebsreifen Beständen zur Verfügung standen.

des Stadtwaldes im Laufe der letzten Jahrhunderte

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20. Jahrhundert

Auch im 20. Jahrhundert steht die Bewirtschaftung der Stadtforst im Zeichen des schlagweisen Fichtenhochwaldes mit künstlicher Wiederaufforstung der Hiebsflachen. Nur in den feuchten Nordlagen des Reviers, wo die natürliche Fichtenverjüngung einigermaßen ankommt, wird diese ausgenutzt. Seit der Jahrhundertwende um 1900 war man bestrebt, aus der Stadtforst nicht das Letzte herauszuholen, sondern eine gesunde Vorratshaltung zu betreiben, so dass die Stadtforst ohne nennenswerte Schädigung zwei Weltkriege und ihre Folgezeiten fast ohne Vorratseinbuße überstehen konnte. Seit dem ersten Weltkrieg wurde das Wegenetz weiter mit aller Intensität ausgebaut.

Wie aus Tabellen des Hiebssatzes ersichtlich wird, kommt die Stadtforst ab 1960 Jahren zur vollen Höhe ihrer Ertragsfähigkeit, da erst dann die Großflächenaufforstungen des 19. Jahrhunderts in größerem Umfang zur Nutzung herangewachsen waren. So beschreibt das Stadtforstamt in Unterlagen von 1962 die damalige Situation: „Die Blößen sind auf den normalen Stand zurückgeführt. Die durchschnittliche Bestockung in unseren Forstdistrikten ist so günstig, wie wir es kaum weit und breit antreffen. Wenn schon der Laubholzanteil aus wirtschaftlichen Erwägungen im Laufe der Jahrhunderte auf unter 10 % zurückgedrückt wurde, wird im Verlauf der letzten 20 Jahre doch mehr und mehr der Schönheit des Landschaftsbildes Rechnung getragen. Es wurden keine Opfer gescheut, die noch vorhandenen Laubholzreste für alle Zukunft zu festigen und zu erhalten. 

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"An allen markanten Punkten,
vor allen Dingen an den Hauptdurchgangsstraßen und Wanderwegen, wurde das Laubholz in wirtschaftlich tragbarem Umfange wieder eingeführt und begünstigt, in
der klaren Erkenntnis, dass es in einer Stadt wie der unseren nicht allein auf die Wirtschaftlichkeit ankommen darf."

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Pflanzung 1952 - 1956

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Gesamtnutzung 1922 - 1956

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Entwicklung des Forstbetriebes

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Die nebenstehende Karte zeigt den Zustand der Goslarer Holzmark um 1200. Seit dieser Zeit hebt sich eine auf der Westseite durch die Grane und auf der Ostseite durch die Gelmke begrenzte engere Goslarer Holzmark von den übrigen Holzmarken des alten Werlaforstes ab. Sie steht "in der Pflege" des Rammelsberges und dient den Notwendigkeiten der Einwohner der Stadt. 

Von allem dem Schmelzen der Erze dienenden Hüttenwerk bleibt sie ausgeschlossen. Im Westen sind benachbart die alten Gemeinheits-waldungen der ersten Siedlungsplätze des Vorlandes, der Dörfer Jerstedt, Astfeld und Langelsheim. Im Osten lehnt sich die große Wildensteinsche Holzmark beiderseits der Oker mit der vorgelagerten Waldung der Bauern unter dem Sudmerberg an.

 

Nach Süden hin wird die Grenze lange offengeblieben sein. Nunmehr läuft "eine Schneide oben auf dem Fast, - dem Hohen Stieg und dem Kronsfeld (Schalke). Ferner ist aus der Karte die Erweiterung des geschlossenen Forstbesitzes der Stadt bis zum Jahre 1350 zu ersehen. Es sind inzwischen hinzugekommen: Teile der Wildensteinschen Holzmark, Hüttenholzmarken am Weißen Wasser (später Stollenforst) und die Waldung des Steinberges. Außerdem bestand bereits beträchtlicher Streubesitz an Waldungen im Hinterharz.

Unter dem "Ratspatronat" der Stadt hat das Kloster Neuwerk bereits einen ansehnlichen Teil an Zechen- und Hüttenwaldungen jenseits der Grane erworben. Die Größe des damaligen geschlossenen Forst-besitzes der Stadt kann mit rd. 6000 ha angesetzt werden. Er entsprach dem späteren sogenannten "Kleinen Schnitt", nicht eingerechnet die erwähnten, zunächst abseitigen Waldbezirke.

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Die nebenstehende Karte zeigt den Goslarer Forstbesitz in seiner größten Entfaltungder Jahre 1500 - 1524.

Der damalige von der Stadt Goslar beanspruchte oder vom Rat der Stadt
einheitlichbewirtschaftete große Forst im Harz bestand:
⦁    in der alten Goslarer Holzmark, dem sogenannten Gemeinen Forst,
⦁    in dem mit den Herzögen von Grubenhagen verhandelten Helle-Forst im Inneren des Harzes,
⦁    in dem vom Rat der Stadt beaufsichtigten Neuwerker Klosterforst auf der Westseite
      der alten Werla-Waldmark,
⦁    in dem Seesener Burg- und Amtsforst, bestehend aus dem Forstbeim Gut
      und Schloss Seesen und. Der nach Herrhausen zu liegenden Schildbergwaldung
⦁    dem Harzburger Burg- und Amtsforst.


Die Größe dieses Waldgebietes beträgt etwa 35 000 ha.
Ferner sehen wir den der Stadt nach dem Riechenberger Vertrag (1552)
erbliebenen Stadtforst. Am 13. Februar 1527 wurden nach vorausgegangenen
Verhandlungen auf der Ratsstube im Rathaus zu Goslar in Gegenwart der
Bürgermeister und Justitiare der Städte Magdeburg und Braunschweig und
der Kanzler und´Räte des Herzogs von Grubenhagen von den Beauftragten
des Herzogs von Wolfenbüttel 24 565 Rheinische Goldgulden zurückgezahlt
und damit 8 auf den Rammelsberg und den Forst stehende Pfandbriefe eingelöst.

 

Trotz zu Protokoll gegebenen Protestes der Stadt bedeutet dieser Tag praktisch
das Ende des großen Goslarer Forstes. Die Auflösung setzte gleichzeitig auf der ganzen Linie ein.
Die Größe des verbleibenden Stadtforstes betrug etwa 2770 ha.

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